Die 'Immeubles par Destination' als Wandersatz im Maison de Verre

Vertiefungsarbeit, Luzia Rohrer, 2022

Vergrösserte Ansicht: Pierre Chareau, Maison de Verre
Pierre Chareau, Maison de Verre

1932 entwarf Pierre Chareau für die Schlafzimmer des Maison de Verre in Paris einen Schrank, der sich von zwei Seiten öffnen ließ. Dies ermöglichte es den Bediensteten, die gewaschene Wäsche direkt vom Flur aus in den Schrank zu legen, ohne die Dame des Hauses in ihrer Privatsphäre im Schlafzimmer zu stören. Der Schrank fungiert als interaktive Ebene zwischen dem Flur und den Schlafzimmern und vereint die Eigenschaften von Möbel und Wänden. Wie kam es zu dieser besonderen Lösung? Was wollte Pierre Chareau damit erreichen?

Diese Vertiefungsarbeit untersucht den Schrank des Maison de Verre im Zusammenhang mit dem Pariser Milieu der 1920er Jahre, das durch sich im Wandel befindliche soziale Strukturen und durch Diskurse gekennzeichnet war, die sich der Vorstellung einer modernen Lebensweise verschrieben hatten. Ausgehend von dieser Kontextualisierung und einer Raum- und Materialanalyse erklärt die Arbeit die Einzigartigkeit von Chareaus Schrank als Kombination zweier Faktoren: Einerseits organisierte seine Zweiseitigkeit das Familienleben nach dem Vorbild des bürgerlichen Wohnens im 18. und 19. Jahrhundert, andererseits sind die Metallkonstruktionen und die modulare Bauweise des Hauses Anklänge an die zukunftsweisende Moderne. Sie verwischen die räumlichen Grenzen und dienen gleichzeitig als Wandersatz.

Darüber hinaus wird anhand ausgewählter Quellen eine kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen geführt, die historisch verwendet wurden, um den Schrank als "immeuble par destination" oder als "Ensemble" zu theoretisieren, und es wird argumentiert, dass Chareau mit dieser zweiseitigen Trennwand den Effekt der Verwischung der räumlichen Grenzen erzielte, während er gleichzeitig einen Wandersatz schuf.

 


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