ARCH+ 238 Architektur Ethnografie

ARCH+ Spezialausgabe, März 2020, Momoyo Kaijima, Andreas Kalpakci, Laurent Stalder (Hg.), 216 Seiten, CHF 22.00, ISBN 978-3-931435-56-1

ARCH+ Spezialausgabe N°3, März 2020
ARCH+ Spezialausgabe N°3, März 2020

Von Klimawandel bis sozialer Ungleichheit, mehr denn je sieht sich unsere heutige Gesellschaft mit globalen Krisen konfrontiert, welche die Disziplin der Architektur in ihren Grundfesten erschüttert. Architekturethnographie stellt sich der Frage, wie gesellschaftliche Bedürfnisse in ihrer Vielfalt und oftmaligen Gegensätzlichkeit zurück in den Mittelpunkt architektonischen Schaffens gestellt werden können, um den Stellenwert von Architektur als soziale Disziplin aufrechtzuerhalten.

Architekturzeichnungen haben sich in den letzten Jahren als effektives Instrument des Nachzeichnens und Offenlegens vielfältiger Realitäten erwiesen, die das Leben um, in, zwischen und inmitten von Architektur begleitet; von ihrer Nutzung bis hin zu komplexen Wechselbeziehungen von Gebäude und Umgebung. Indem sie zeitgenössische Lebenssituationen beschreiben, gelingt es diesen Zeichnungen, aus dem engen Korsett produktiver Logik von herkömmlichen CAD-Plänen auszubrechen, an deren Stelle eine charakteristische Offenheit tritt. Der darin aufgespannte Möglichkeitsraum ermöglicht es verschiedenen Akteuren – aus der Architektur, der Zivilgesellschaft, Arbeitnehmerschaft oder der Politik – über die gebaute Umwelt zu diskutieren.

Dieser Wechsel im architektonischen Denken spiegelt eine breit gefasste Annährung an die Disziplin der Ethnographie wider, indem sowohl Anthropologie wie die darstellenden Künste das Medium des Zeichnens als Mittel zur Beobachtung von Gesellschaften und zum Herausarbeiten von deren Spezifitäten neu valorisieren. Aufbauend auf Forschung, die mit dem Japanischen Pavillion an der Biennale in Venedig 2018 begann, beschäftigt sich diese Spezialausgabe von ARCH+ mit einer erweiterten Vorstellung von Ethnographie, um verschiedene Herangehensweisen und verschiedenen Stadien in der Herstellung von Zeichnungen zu beleuchten. Bei manchen Zeichnungen ist dieses Verfahren auf ein spezifisches Ziel ausgerichtet, bei anderen umschliesst es weder einen wirklichen Anfang noch ein wirkliches Ende. Bei weiteren Arbeiten zählt lediglich das fertige Bild und eine sorgfältig kuratierte Textbeschreibung.

Architekturethnografie umfasst Beiträge aus der Kunst, Anthropologie, Archäologie und der Soziologie sowie aus der architektonischen Praxis, Bildung und Geschichte. Manche Beiträge bieten vielseitige Zugänge zum Umfeld, in das Architektur eingebettet ist, und zeigen mögliche Richtungen für eine Globalgeschichte der Architekturethnographie auf. Andere reflektieren über den Entstehungsprozess ihrer eigenen Arbeit und eröffnen neue Wege, um eine integrative Architekturpraxis neu zu entwerfen.

Beiträge von Akihito Aoi; Tom Avermaete; Marie Combette, Clémence Pybaro, und Thomas Batzenschlager; Drawing Architecture Studio; Larissa Fassler; Ifat Finkelman; Suzanne Hall; Yuko Hasegawa; Alice Hertzog-Fraser; Tim Ingold; Interboro Partners; Izumi Kuroishi; Bruno Latour; Lesley McFadyen; Ákos Moravánszky; Wolfgang Müller; Bas Princen; Jan Rothuizen; Łukasz Stanek; Studio Tom Emerson; Do Ho Suh; Yoshiharu Tsukamoto; WBYA?

Arch+, Architektur Ethnoraphie N°2, 2020
Arch+, Architektur Ethnoraphie N°2, 2020

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